Durst ist tödlich

Wasser ist für unsere Kaninchen von lebenswichtiger Bedeutung. Fehlt es an Flüssigkeit, so kommt es bei den Tieren zu lebensbedrohlichen Zuständen. Wasser findet sich bei Kaninchen im Blut und in der Lymphflüssigkeit. Es ist Lösungsmittel für viele Stoffe im Körper und an den chemischen und physikalischen Vorgängen im Leib beteiligt. Auch sorgt es dafür, dass Stoffe aufquellen können. Allerdings geht ein Teil der Körperflüssigkeit schnell wieder verloren. Die Tiere geben mit den beständigen Ausscheidungen Wasser ab. Ferner wird Wasser mit der Atmung abgegeben.

Kommt es zur Unterversorgung mit Flüssigkeit, schlägt sich das zunächst bei der Verdauung nieder. Diese verlangsamt sich, die Nährstoffe des Futters können nicht mehr aufgenommen werden. Andererseits werden die Abfallprodukte des Körpers nicht mehr schnell genug abgegeben und ausgeschieden. Das Blut wird dicker, die Körpertemperatur steigt an. Es kommt zu allgemeiner Unpässlichkeit und die Tiere würden schließlich bei akutem Durst sterben.

Um solche schlimmen Folgen zu vermeiden, werden die Kaninchen regelmäßig getränkt. Das Trinkwasser muss natürlich sauber und in Ordnung sein. Es wird in gereinigten Tränken gereicht. Abgestandenes, schales Wasser wird ungern angenommen, eiskaltes Nass schadet den Tieren. Denn es muss dann erst wieder auf die Körpertemperatur gebracht werden. Daher gibt man im Winter überschlagen warmes Wasser, im Sommer kühles, aber niemals eisiges Wasser. Manche Züchter versetzen das Trinkwasser mit Zusätzen, wobei allgemein zu sagen ist, dass die Kaninchen Wasser mit ganz wenig Salz- oder Zuckergeschmack unbehandeltem Tränkenwasser vorziehen.

Natürlich decken die Tiere einen Teil ihres Wasserbedarfs durch das aufgenommene Saftfutter. Je mehr davon gefressen wird, desto weniger trinken sie auch. Aber vor allem das Klima, die Leistungsbeanspruchung, das Alter der Kaninchen oder Größe und Rasse sind weitere Faktoren, die beim Flüssigkeitsbedarf eine Rolle spielen. Eine besondere Bedeutung kommt natürlich dem aufgenommenen Futter zu. Denn wenn dieses sehr trocken ist, benötigen die Kaninchen selbstverständlich mehr Flüssigkeit als beim Fressen von saftigem Grünzeug oder von frischen Früchten. Mit der Lagerung verlieren aber Heu oder Saftfrüchte auch an Feuchtigkeit, so dass die Kaninchen wieder mehr trinken müssen.

Trächtige Häsinnen brauchen viel Flüssigkeit, ebenso Häsinnen, welche ihre Jungen säugen. Auch müssen sie nach dem Setzen der Jungen viel trinken, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Steigen die Temperaturen an, hecheln die Kaninchen vermehrt, wodurch wiederum Flüssigkeit verlorengeht. Es ist also wichtig, bei Sommertemperaturen gewissenhaft zu tränken.

Bei der Tränkenpflege ist zu bedenken, dass sich Algen und Bakterien infolge der Wärme in den Gefäßen rasch vermehren. Man kommt dem gut bei, indem man sie ausgießt und säubert, immer wieder durchspült und das Brauchwasser ausgießt. Dann wird einwandfreies, frisches Nass eingefüllt. In solchen Bakterien- und Algenrasen sammeln sich Keime an, die den Tieren schaden können. Es gehört also mit zur sommerlichen Stallpflege, die Tränken beständig zu säubern und frisch aufzufüllen. Wintertags gibt man die mit lauwarmem Wasser gefüllten Behälter vor dem Füttern und Versehen der Kaninchen an die Buchten. Die Tiere können dann etwa 15 oder 20 Minuten beliebig viel Wasser aufnehmen, zwischendurch auch fressen, dann wieder saufen. Bei Innenstallhaltung ist das meist einfacher, da die Tiere hier frostfrei sitzen und daher ein Einfrieren der Tränkflüssigkeiten kaum vorkommt. Bei Außenställen nimmt man die Tränken wieder ab, entleert sie und stellt sie zur Wiederverwendung bereit.

Es ist für jeden Züchter wichtig, die Bedeutung des Trinkens bei seinen Tieren zu erkennen und angemessen zu handeln.

Autor: A. Ost

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