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Vergessene Futterpflanze Giersch

Der Geißfuß, Baumtropf oder Giersch (Aegopodium podagraria) gehört zu den Heilpflanzen, deren Kräfte heute weitgehend vergessen sind; er ist sogar als lästiges Unkraut verschrien. Wer Kaninchen im Stall hat, wird sich nie über ein Überhandnehmen von Giersch beklagen müssen, denn die Langohren lieben das würzige Kraut über alles. Die Blätter reinigen Magen und Darm, sind entzündungshemmend, wurmtreibend und wirken gegen Verstopfung. Bei Darmstörungen mit wechselweise Verstopfung und Durchfall harmonisiert Giersch die Verdauung. Durch den hohen Kaliumgehalt ist er harnanregend und schwemmt Harnsäure aus dem Körper. Darauf beruht die Wirkung gegen Gicht, die der Pflanze zu ihrem wissenschaftlichen Namen verholfen hat (Podagra ist die alte Bezeichnung für Gicht).

Bei Kaninchen kann Giersch durch die harnwegspülende Wirkung bei Nierenschwäche oder Blasenleiden hilfreich sein. Interessant ist auch der in alten Kräuterbüchern erwähnte Einsatz bei septischem Fieber, also schweren Infektionen wie Lungenentzündung oder infektiösem Durchfall. In diesen Fällen verfüttert man Kraut und Wurzel, was die wuchernde Pflanze nicht weiter übel nimmt. Frisst das Tier nicht mehr, bereitet der Kaninchenzüchter einen Tee aus Blättern und Wurzeln zu und gibt dem Patienten zweimal täglich einige Milliliter ein.

Mineralienreiche Nahrungsergänzung

Giersch ist nicht nur Heilpflanze, sondern wegen seines hohen Gehalts an Mineralien auch eine gesunde Zusatznahrung: Die Spurenelemente Eisen, Kupfer, Mangan und Bor finden sich darin in namhaften Mengen, daneben auch Vitamin C, Karotin, ätherische Öle, Eiweiße und sekundäre Pflanzenstoffe. Spurenelemente sind chemische Stoffe, auf die der Körper angewiesen ist, wenn auch nur in winzigsten Mengen; in höheren Dosierungen sind sie meist giftig. Als Bestandteil vieler Enzyme und Hormone haben sie einen direkten Einfluss auf die Fruchtbarkeit.

Auch ein funktionierendes Immunsystem und der Energiestoffwechsel sind von der Versorgung mit Spurenelementen abhängig. Bor stimuliert die Zellteilung und wird für die Bildung von Geschlechtshormonen benötigt. Mangan fördert den Stoffwechsel und die Übertragung von Nervenimpulsen. Manganmangel führt zu vermehrter Zystenbildung, schlechterer Befruchtung der Eizellen und zu vermehrten Fehlgeburten. Mangan gilt zusammen mit Kupfer als Fruchtbarkeitsförderer. Kupfer reguliert darüber hinaus die Aufnahme von Mineralstoffen und ist an der Wundheilung beteiligt. Eisen und Kupfer sind unerlässlich für den Aufbau der roten Blutkörperchen und ermöglichen damit eine optimale Nährstoff- und Sauerstoffversorgung der Gewebe.

Der mineralstoffreiche Giersch ist eine rundum gesunde Sache und sollte regelmäßig verfüttert werden. Auch in der Küche kann er als Gewürz (frisch oder getrocknet) und als Suppengrün dienen. Mit seinen Blättern und dem sellerieähnlichen Geruch ist er eigentlich unverwechselbar. Da aber die Familie der Doldenblütler einige giftige Vertreter wie etwa den Schierling beherbergt, untersucht man im Zweifelsfall den Querschnitt des Blattstiels: Giersch besitzt einen dreieckigen Blattstiel und kann damit eindeutig bestimmt werden.

Autor: Ursula Glauser

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